RUPERT GROTTENTHALER
RUPERT GROTTENTHALER
STECKBRIEF
Ort | Nandlstadt, Bayern, Deutschland |
Gegründet | 1986, seit 2008 Sasukenei Rauchloser Brennofen |
Stil | Yakishime, Shino, Oribe |
Ofen | Rauchloser Sasukenei Holzbrandofen, Elektro- und Gasofen |
Ton | Westerwälder-, Eggenfelder-, Deglhoferton |
Glasur | Ascheglasur, Speki, Shino, Oribe uvm |
Rupert Grottenthalers Holzbrand - April 2024
Früh morgens in Nandlstadt, Bayern. Der Start für Rupert Grottenthalers Holzbrand im Sasukenei Brennofen ist für 8:00 angesagt. Es bleibt also noch kurz Zeit für einen frisch gebrühten Kaffee und ein saftiges Brot mit Kastanienhonig, alles natürlich aus Rupert Grottenthalers wunderbarer Keramik. Vom hinteren Garten aus, wo der Brennofen steht, hört man schon die leise japanische Musik. Ebenso zu hören sind die Hühner und Enten, die auch ganz aufgeregt umherlaufen. Ein idyllisches Setting, mitten in der hügeligen Landschaft nördlich von Freising.
Der Holzbrand wird von einer traditionellen japanischen Zeremonie, welche jedoch auf die lokalen bayrischen Gegebenheiten angepasst wurde, eingeleitet. Warum so japanisch, mitten in Bayern? Rupert Grottenthaler hat nicht nur einen japanischen Brennofen selbst gebaut, er hat zudem auch einige Traditionen und Philosophien aus Japan übernommen. So werden vor dem Brand zuerst einmal die Brennofengötter mit einer Schale Zwetschgenschnaps (statt Sake), einer Schale Weizen (statt Reis) und einer Schale Salz sowie mit frischen Blumen gütig gestimmt. Danach kommt schließlich der typisch bayrische Teil: die Brezn Zeremonie. Das gesamte Brennteam reißt sich gleichzeitig im symbolischen Team Spirit ein Stück ab. Und kurz darauf wird angezündet.
Holzbrand im Sasukenei Ofen - ein faszinierendes Erlebnis
Nun wird der Brennofen sehr vorsichtig und langsam aufgeheizt. Mit Fichtenholz und zuerst nur 10°C pro Stunde, damit das Anmach-, bzw. das Porenwasser entweichen kann. Wir fangen bei 13°C an. Zum Glück ist das Wetter schön, trocken und nicht zu kalt, also genau richtig! Die Stimmung ist gut, es wird viel über Keramik ausgetauscht, Holz wird für nächstes Jahr aufbereitet und immer wieder schaut man gebannt auf die Glut und die Messgeräte.
Nach knappen 36 Stunden erreicht der Ofen 900°C und mit allen Öffnungen offen wird die Temperatur für eine Stunde gehalten, um Blasen im Ton zu vermeiden. Danach geht es mit dem Einwerfen von größeren Scheiten in die Brennkammer weiter. Auch durch die hinteren Öffnungen wird nachgelegt. Bei 1250°C soll sogar für 25 Stunden gehalten werden. Die Zeit für Austausch wird knapper, die Nächte länger, immer wieder werden größere Scheite in kleinere gespalten, um auch durch die kleineren Öffnungen nachlegen zu können. Meine Angst vor Spinnen, die aus den Holzstapeln aufgescheucht davonkriechen, habe ich dadurch längst überwunden! Immer wieder werden auch kleine Proben aus dem Ofen gefischt, um den Fortschritt der Glasurschmelze zu beobachten. Und immer wieder gebannte Blicke zu den Messgeräten.
Am dritten Tag gegen 21:00 ist es dann soweit, das Ziel von über 1300°C wurde erreicht. Nun kommt der spektakulärste Moment: die Reduktion. Ein faszinierendes Spektakel mit dem feuerspeienden Ofen! Alle sind wieder munter und erleichtert, dass bis dahin alles gut ging.
In ein paar Tagen, wenn der Ofen wieder unter 100°C anzeigt, wird sich herausstellen, ob die neue Strategie des langsamen anheizen oder andere Änderungen sich behaupten. Spannend sind Rupert Grottenthalers Kreationen im Holzbrand des rauchlosen Sasukenei Brennofen allemal!
Wer steckt hinter diesem Brennofen?
Rupert Grottenthaler und die Japan Connection:
Rupert Grottenthaler kommt aus einer Kachelsetzerfamilie in Nandlstadt. Nachdem er eine Lehre als Krankenpfleger absolvierte, konnte er dem Ruf der Keramik jedoch nicht widerstehen und lernte u.a. auch an der Landshuter Keramikschule. Richtige Technik ist in seinen Augen wichtig, da gerade Gebrauchskeramik auch ihre Funktion richtig erfüllen soll. Was nützt eine Tasse ohne ergonomisch richtigen Henkel?
Zur japanischen Keramik kam Rupert Grottenthaler erst später. Ein Buch von Kusakabe Masakazu und Marc Lancet über einen rauchlosen Ofen, Sasukenei genannt, inspirierte ihn dazu, 2008 einen solchen Ofen selbst zu bauen. Spätere Treffen mit Kusakabe Masakazu und Reisen nach Japan prägten seinen Holzbrand Stil weiter. Seine Keramiken zeigen dadurch eine interessante Verschmelzung aus japanischer und bayrischer Technik und Ästhetik.
Und was genau ist ein rauchloser Sasukenei Holzbrandofen?
Der rauchlose Sasukenei Brennofen wurde von Kusakabe Masakazu entworfen mit dem Ziel einen Brennofen zu bauen, der keinen oder nur wenig Rauch produziert, um somit auch mitten in einer Stadt brennen zu können. Aufgrund der verhältnismäßig großen Feuerkammer im ersten Teil des Ofens sowie des hohen Kamins im Vergleich zur mittleren Brennkammer, kommt es zur einer sehr geringfügigen Rauchentwicklung. Die Feuerkammer zeichnet sich ebenfalls durch ihr umgekehrtes Design aus – sprich das Brennholz wird auf einem Rost von oben heruntergebrannt. Diese Feuerkammer wird auch Bourry-Box oder Pultfeuerung genannt.
Dieser Ofen erlaubt daher nicht nur einen problemlosen Brand, sondern fördert ebenso hervorragende und beeindruckende Holzbrandeffekte wie Yohen (Änderungen des Tons durch Feuer), Koge (Textur und Farbveränderungen durch den direkten Kontakt mit der Glut, wie z.B. Verbrennungen) oder Shizenyū (Natürliche Ascheanflugglasur).
Der Name des Brennofens kommt aus dem japanischen Dialekt der Heimat von Kusakabe Masakazus, Miharu, zwischen Tokyo und Sendai in der Fukushima Präfektur, und bedeutet so viel wie „Ohne Sorgen“ oder „Kein Problem“. Der Name soll somit die Vorteile dieses Ofens hervorheben.
Ton & Glasuren
Verschiedene lokale Tonmassen kommen bei Rupert Grottenthal zum Einsatz, manchmal auch untereinander gemischt: Heller Westenwälder Ton und dunkler Deglhofer Ton sowie Massen aus Eggenfeld in Bayern.
Zudem verwendet Rupert Grottenthal verschiedene Glasuren. Darunter zum Beispiel seine auf Rutil basierende Speki Glasur, welche gerade im Holzbrand in unterschiedlichsten Tönen und Effekten glänzt. Nicht zuletzt von japanischer Keramik inspiriert, mischt Rupert Grottenthaler auch Oribe und Shino Rezepte.
Seine Signaturkeramiken sind allerdings die unglasierten Kreationen aus dem Holzbrand. Vor allem die sogenannten Glutrosenkeramiken. Diese Kreationen werden im Sasukenei Holzbrand ganz unten im Durchgang von der Feuerkammer zur Brennkammer positioniert und daher von der Glut überdeckt. Dadurch entstehen Koge-Effekte und besondere 3D-Texturen, die mit dem Namen „Glutrose“ nicht besser beschrieben werden könnten.