Stumbling upon happiness – wie ich zufällig ins Glück stolperte
Es gibt sicherlich mehr als 5 gute Gründe warum Keramik glücklicher macht. Wie komme ich aber überhaupt zu dieser Frage?
Meine erste Kunstkeramik war eine wunderschöne kleine Celadon Teeschale. Das Craquelé war unglaublich, die Glasur und die Form einfach perfekt. Damals kannte ich mich in der Keramikwelt noch gar nicht aus, ich wusste nur, diese Schale muss ich mitnehmen. Natürlich war ich vom Preis überrascht, hatte ich bisher doch noch nie so viel für etwas ausgegeben. Dennoch marschierte ich bald stolz mit meiner neuen Schale aus der kleinen Galerie in einer ruhigen kleinen Straße in Kyoto, über die ich wortwörtlich fast gestolpert war. Seitdem hat mich diese Schale um den halben Globus begleitet, stets liebevoll „ausgestellt“ und manchmal auch in Aktion.
Ich habe oft darüber nachgedacht, warum mich diese Schale, und viele weitere Keramiken danach, so glücklich macht. Wahrscheinlich ergeht es auch Kunstsammlern so, wobei es bei der Keramik sicherlich Aspekte gibt, wie die Haptik, die hier einzigartig sind. Also was genau hat es mit der Keramik und dem Glück auf sich? Hier sind 5 gute Gründe, warum Keramik glücklicher macht.
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Schönheit - Betrachtung und Meditation
Schönheit - Betrachtung und Meditation
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Einzigartigkeit der Kreationen
Einzigartigkeit der Kreationen
Zum Glück gibt es Kunst und Kunsthandwerk! Die Einzigartigkeit und Kreativität der Keramikkreationen erweitern unseren Horizont, beflügeln unsere eigene Kreativität und verleihen uns so neue Energie. Gleichzeitig erlaubt uns die Vielfalt an Stilen, Formen und Farben, einzigartige Kreationen ganz nach unserem Geschmack auszuwählen. Diese Objekte bringen so unseren eigenen Geschmack, unsere Sensibilitäten und Persönlichkeit zum Ausdruck.
Nicht zuletzt laden sie uns auch zum Gespräch und Austausch von Eindrücken und Vorlieben mit den Künstlern oder Gleichgesinnten aus. Das kann allerdings zu einer Suchtgefahr werden, denn wenn man sich in der Keramikwelt ein bisschen auskennt kann es leicht sein, dass man sich als Sammler entpuppt. So können eigene Kollektionen mit z.B. verschiedenen Stilrichtungen, Herstellungsmethoden, Ursprungsländer oder Epochen zustande kommen und so spannende Geschichte erzählen.
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Ein taktiles Erlebnis
Ein taktiles Erlebnis
Keramik ist als 3D Objekt ganz klar ein Objekt zum Anfassen. Erst durch die Berührung, erschließt sich uns der wahre Charakter der Kreation. Die Schwere oder die Leichtigkeit, die Rauheit oder die Sanftheit des Tons, wie die Kreation in der Hand liegt usw. sagen viel über den Künstler, der Herkunft des Stückes und seiner Herstellung aus. Die Berührung – im wahrsten Sinne – mit der Keramik, ist eine haptische Erfahrung, die viele Eindrücke hinterlässt und eine Verbindung zum Objekt herstellt.
Gerade dieses taktile Erlebnis, die physische Interaktion mit dem Objekt, ist etwas, was Keramikkunst von anderen Kunstarten abgrenzt. Indem es die Vielfältigkeit des Tons mit dem Konzept von „Tsuchi Aji“ - den Geschmack des Tons - zelebriert, baut japanische Keramik besonders auf diesem taktilen Sinn auf. Tatsächlich wird in Japan nicht nur die Form und die Dekoration des Gefäßes begutachtet, sondern auch die Grundlage – der Ton, die Erde von Mutter Natur. Ton kann in seiner Beschaffenheit, seinem physischen Aussehen und seiner Haptik je nachdem wie seine Umgebung wo er geschöpft wird, anders sein. Dementsprechend kann man in der Keramik, ähnlich wie in der Weinwelt, auch von Terroir sprechen. Spannend, oder?!
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Wertschätzung der Kreation und ihres Entstehungsprozesses
Wertschätzung der Kreation und ihres Entstehungsprozesses
Wertschätzung - ein Wort, das man in letzter Zeit immer öfter aus der Arbeitswelt hört… wieso sollte es nicht auch für Objekte Anwendung finden? Tatsächlich ist es in unserer Konsumgesellschaft manchmal schwierig kurz Inne zu halten, um sich zu fragen wie viel Anstrengung und Bemühung, Erfahrung und Zeit nötig war, um ein Produkt herzustellen.
Für handgemachte Keramik ist auf jeden Fall klar, dass sie eine stetige Herausforderung für den Kunsthandwerker oder Künstler sind. Von der Ideen Konzeption bis hin zum finalen Objekt sind viele Schritte nötig zum Erfolg beziehungsweise es gibt so viele Schritte in denen etwas schief gehen kann… Für viele Keramiker in Japan ist die Herausforderung nicht nur wirtschaftlich existenziell, sondern auch philosophisch: wie baue ich auf Tradition und Erbgut auf, um Neues zu schaffen? Wie verbindet man das technische Können mit einer immer neuen Kreativität, wie entwickelt man einen eigenen Stil der sich dennoch im lokalen Stil integrieren kann, oder sich doch komplett davon loslöst... Diese Herausforderungen und Hürden machen die Einzigartigkeit der Keramikkunst aus.
Manchmal ist es gut, Inne zu halten und sich mit Objekten um uns herum auseinanderzusetzen, um ihren intrinsischen Wert zu schätzen. Schätzt man im Endeffekt nicht sich selbst auch, wenn man sich mehr Zeit gibt und sich mit „wertvollen“ Objekten umgibt, die Sinn für einen machen?
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Erhaltung und Bewahrung von anzestralen Savoir- Faire
Erhaltung und Bewahrung von anzestralen Savoir- Faire
Mit jedem Kunsthandwerk, das ausstirbt, stirbt ein bisschen Kultur und Savoir-Faire. Klar können 3D Drucker wunderbare Kreationen hervorbringen, große Gasöfen effizienter eine große Anzahl an Stücken verlässlicher brennen… Technische Innovationen steigern die Effizienz und ermöglichen neue Wege, doch kreative Innovation kann nur sinnvoll errungen werden, wenn man bisherige Savoir-Faire und Techniken kennt, versteht und letztendlich überschreitet.
Frühere Techniken sind sicherlich nicht die effizientesten. Wenn es auf eine kreative Produktion ankommt, die den Anspruch hat, Menschen zu bezaubern, dann ist Effizienz wahrscheinlich nicht das oberste Gebot. Keramiker geben sich unvorstellbare Mühe und haben eine ausgeprägte Liebe zum Detail, ohne die ihre Kreationen keine Kreationen wären, sondern einfach nur Produktionen. Techniken die über mehrere tausende von Jahren weitergegeben und stetig verbessert wurden sind ein Reichtum, den es gilt zu bewahren und zu beschützen. Mehr als nur die Technik geht es schließlich auch um das Verständnis der Materialien, der Umgebung und der Menschen. Ein gutes Beispiel ist das Brennen von Keramik, welches genau dieses Verständnis benötigt um Außergewöhnliches zu schaffen. Aus diesem Grund fasziniert mich auch die Geschichte der Keramik. Sie ist eng mit der soziologischen und wirtschaftlichen Geschichte eines jeden Landes verbunden.